Sonntag, 2. Juni 2013

Elena Lamonos aus Baden wird in Bremen Senioren-Europameisterin

Senioren-EM in Bremen

Foto: DTTB (Manfred Schillings)
Mehr „Baden“ geht kaum: Sie wohnt in Riegel am Kaiserstuhl, geht für den TTC Willstätt in der Oberliga auf Punktejagd und ist Trainerin zahlreicher Vereine in der Region, unter anderem des TTC Haslach. In Bremen hat Elena Lamonos am Samstag ihren Titel in der Königsklasse der Senioren-Europameisterschaften verteidigt und dabei gleich zwei Alt-Stars bezwungen.

Bremen. Nicht Olga Nemes, die Europe-Top-12-Siegerin von 1983 und 1989 und fünffache Deutsche Einzel-Meisterin zwischen 1986 und 2003, nicht die zweifache Olympia-Teilnehmerin für Italien, Alessia Arisi, nein, die 40er-Kategorie bei den Damen hat eine gewonnen, die in ihrer jüngeren Spielerkarriere gar keine Nationalspielerin war: Elena Lamonos. Die gebürtige Weißrussin, die längst in Deutschland beheimatet und seit Jahren als Trainerin für mehrere Vereine in Baden-Württemberg, vor allem in Baden, tätig ist, hat ihren vor zwei Jahren im tschechischen Liberec gewonnenen Titel in der ÖVB-Arena verteidigt. Dabei schaltete die Nummer eins des Oberligisten TTC Willstätt (Bilanz der abgelaufenen Saison 2012/13: 19:3) und Defensivkünstlerin gleich beide Spitzenspielerinnen aus, Nemes im Halbfinale und Arisi im Endspiel in jeweils fünf Sätzen.

Foto: DTTB (Manfred Schillings)
Olga Nemes konnte Lamonos‘ Matchbälle im vierten und fünften Durchgang, unter anderem 8:10, zunächst abwehren und vergab selbst einen eigenen beim Stand von 11:10 in Durchgang fünf. Zum 13:11 dann machte A-Lizenz- und Gesundheitssport-Trainerin Lamonos den Sieg perfekt. Sie hatte sich dieses erste Aufeinandertreffen mit einer der ehemals besten Spielerinnen Europas gewünscht. Mit dem Sieg gerechnet hatte sie nicht – und Nemes hatte natürlich eine Niederlage vermeiden wollen gegen die von Konter- und Block-Spezialistin Nemes immer noch ungeliebte Abwehr. „Ich kannte sie nicht, sie hat wirklich gut gespielt, hat weniger Fehler gemacht und war konditionell besser“, analysierte die 44-jährige Nemes. „Ich war todmüde, habe zum Schluss keine Kraft mehr gehabt.“

Freundschaften, Erfahrungen und zwei Medaillen

Elena Lamonos war auch gegen Alessia Arisi konditionell auf der Höhe. Gegen die neunfache WM-Teilnehmerin aus Italien war es im Anschluss ebenfalls eine kräftezehrende Partie – physisch und psychisch. Mit 0:2 hatte die Badenerin bereits in Rückstand gelegen, bevor sie die Partie noch zu ihren Gunsten wenden konnte. "Ich bin überglücklich, dieses Finale gewonnen zu haben, denn ich habe mir vor diesem Turnier höchstens 20 bis 30 Prozent Chancen auf eine Medaille ausgerechnet“, sagte Lamonos. „Im Endspiel war ich am Ende zwar auch spielerisch etwas besser, aber den Ausschlag hat gegeben, dass ich auch mental stärker war als sie. Sonst hätte ich heute vielleicht nicht gewonnen."

Foto: DTTB (Manfred Schillings)
Im Doppel gewann Elena Lamonos zusätzlich die Silbermedaille an der Seite der Lettin Ina Jozepsone. Das Duo musste sich lediglich Elena Chunikhina/Larisa Lavrukhina aus Russland geschlagen geben, war im Finale aber in drei Sätzen relativ chancenlos. Zu ihrer zweiten Senioren-EM war Elena Lamonos mit klaren Zielen angetreten: „Ich reise Richtung Bremen. Ich reise um zu gewinnen“, schrieb sie auf ihrer Homepage (http://lamonos.de/wordpress/) und führte aus, was genau sie damit meinte. „Gewinnen gegen das Altern. Gewinnen neuer Freundschaften. Gewinnen von neuen einzigartigen Erfahrungen.“ Das alles hat sie bekommen – und zwei Medaillen gleich dazu.

 

Die entscheidenden Spiele von Elena Lamonos bei den Seniorinnen 40 der Senioren-EM in Bremen

Seniorinnen 40, Einzel, Finale
Elena Lamonos GER – Alessia Arisi ITA 3:2 (-9,-9,7,8,7)
Halbfinale
Lamonos – Olga Nemes GER 3:2 (
7,-5,9,-10,11)
Doppel, Finale
Elena Lamonos/Ina Jozepsone (GER/LAT) – Elena Chunikhina/Larisa Lavrukhina RUS 0:3 (-5,-5,-8)
Halbfinale
Lamonos/
Jozepsone – Eva Dufkova/Jana Fojtikova CZE 3:1 (2,-9,6,9)

Alle Medaillengewinnerinnen der Senioren-40-Klasse von Bremen

Seniorinnen 40, Einzel
Gold: Elena Lamonos GER
Silber: Alessia Arisi ITA
Bronze: Olga Nemes GER, Bettina Martin GER
Doppel
Gold: Elena Chunikhina/Larisa Lavrukhina RUS
Silber: Ina Jozepsone/Elena Lamonos LAT/GER
Bronze: Lena Johnsson/Eva Lindh SWE, Eva Dufkova/Jana Fojtikova CZE
Alle Resultate auf der Ergebnis-Website der Senioren-EM in der ÖVB-Arena Bremen: http://www.tt-em.com/out/results/

Zum Ausstand das dritte WM-Finale

Foto: DTTB (Manfred Schillings)

Nach dem WM-Endspiel im Damen-Einzel in Paris war für Michael Geiger Schluss. Deutschlands erster "Blue Badge Umpire" hat nach rund 30 Jahren seine Schiedsrichter-Karriere beendet. Er ist wohl einer der wenigen, die tatsächlich "gehen, wenn es am schönsten ist".


Paris. „Man soll gehen, wenn es am schönsten ist“, sagt Michael Geiger. So heißt es zwar, wäre im Rückblick wohl in den meisten Fällen richtig gewesen, aber kaum jemand tut es rechtzeitig. Warum sollte man sich auch von etwas verabschieden, dass einem gerade so große Freude bereitet? Auch auf diese Frage hat der Haslacher für sich eine Antwort gefunden. „Ich habe meine Ziele erreicht und genug Highlights mitbekommen. Jetzt sind die Jüngeren dran.“

Foto: DTTB (Manfred Schillings)


Fast alles hat er in seiner Schiedsrichter-Karriere erlebt. Unter anderem leitete er die Herren-Endspiele der Mannschafts-Weltmeisterschaften 2006 in Bremen und 2008 im chinesischen Guangzhou zwischen China und Südkorea. Weiterer Höhepunkt waren zwei Finals der Paralympischen Spiele 2004 in Athen. Mit den Olympischen Spielen in London 2012 hat es leider nicht geklappt, bei den am Montag zu Ende gehenden Weltmeisterschaften in Paris aber wurde er noch einmal für ein großes Endspiel ausgewählt, dem im Damen-Einzel zwischen Olympiasiegerin Li Xiaoxia und Herausforderin Liu Shiwen.

Erster deutscher Blue-Badge-Schiedsrichter
Rund 30 Jahre war der Anfang Mai 48 Jahre alt gewordene Tischtennisspieler, -fan und -funktionär als Schiedsrichter tätig. 2004 erreichte Michael Geiger als erster Deutscher den Status eines „Blue Bagde Umpire“, die höchste Ausbildungsstufe eines internationalen Schiedsrichters. Von 2005 bis 2010 war er Beauftragter für Aus- und Fortbildung im Ressort Schiedsrichter des DTTB.
Lehre und Ausbildung liegen ihm. „Auch wenn ich meine aktive Schiedsrichter-Karriere beende, kann ich mir vorstellen, meine Erfahrung auch international weiterzugeben. Das könnte ein neues Ziel sein“, sagt er. Wünschenswert wäre das. Der im DTTB im Kabinett von Thomas Weikert für Finanzen zuständige Vizepräsident, der von seinen Kollegen auch in Anwesenheit ab und zu liebevoll „Geiger-Zähler“ genannt wird, kann sehr gut erklären und seine Standpunkte trefflich begründen. Selbst die ebenso komplexen wie komplizierten Zusammenhänge im Haushalt des DTTB sind dank seiner Erläuterungen gut nachvollziehbar.

Hohes Pensum in allen Bereichen

Foto: DTTB (Manfred Schillings)


Das Arbeitspensum in seinem DTTB-Ehrenamt ist immens. Ähnlich wie bei Präsident Thomas Weikert scheint es, als verfüge Geiger über einen geheimen Vorrat an zusätzlicher Zeit, mit der er einen normalen 24-Stunden-Tag fast nach Belieben ausweiten kann. Dabei ist der Diplom-Betriebswirt, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Partner einer gut gehenden Kanzlei im Schwarzwald. Daneben ist er verheiratet, hat zwei Kinder, ein Faible fürs Motorradfahren und ist als Mannschaftsführer in seinem Verein, dem TTC Haslach, aktiv.
In Paris hat Michael Geiger in den acht Turniertagen rund 40 Spiele geleitet, von der Qualifikation in der kleinen, stickigen Nebenhalle bis zum Endspiel im großen Palais Omnisports de Paris-Bercy vor 9.000 Zuschauern. Er hat noch einmal das Zusammensein mit der internationalen Schiedsrichter-Familie genossen. 56 Nationen waren in Frankreich an den Zähltafeln im Einsatz. Geiger war der einzige Deutsche.
Als Schiedsrichter ist nach der WM für ihn Schluss. Dass ein „Herr Geiger“ irgendwann in der Zukunft aber noch einmal hochklassige Partien leitet, ist nicht ausgeschlossen. Sein Sohn Christoph schickt sich an, in seine Fußstapfen zu treten, hat in der Bundesliga schon Erfahrung gesammelt und auch international bei den German Open in Bremen im vergangenen Jahr.
Das DTTB-Präsidium ist nun nach dem Ausstand Geigers als Schiedsrichter und vor allem wegen der Begründung für seinen Abschied gewarnt. Weikert und Co. sollten ihrem Vize-Kollegen im gemeinsamen Ehrenamt nicht zu große Freude bereiten. Denn keinesfalls soll Michael Geiger wieder an den Punkt kommen, an dem er es am schönsten findet.